Ironman World Championship Kona Hawaii

Queen K. High Way

Mitte April erreichte mich eine E-Mail mit folgendem Inhalt:

Congratulations, as a registered athlete for IRONMAN Maastricht you have been drawn as a winner of a slot for the 2017 IRONMAN World Championship Kailua-Kona, Hawaii. You have to accept the prize within 72 hours of receiving this email.

Ok, da will mich jemand verarschen! So einfach kommt man nicht zu einem Kona-Slot. Und dass da einfach unter angemeldeten Athleten ein Slot verlost werden soll, davon hatte ich noch nie etwas gehört. In der Mail stand auch man hätte versucht mich telefonisch zu erreichen. Auf meiner Mailbox war dann auch tatsächlich ein Anruf von Björn Steinmetz, mit der Bitte ihn zurückzurufen, er hätte erfreuliche Neuigkeiten. Mittlerweile war es aber schon später Abend. Anrufen ging heute nicht mehr. Durch Google fand ich dann heraus, dass tatsächlich weltweit 30 Slots verlost werden, jeweils 10 Slots beim IM Maastricht, IM Boulder und IM Australia (11 Ways to Get to Kona).

Und was nun? In Kona starten die Besten der Welt. Für eine Qualifikation in meiner Altersklasse müsste ich eine Zeit von besser als 9:30 hinlegen. Bei einer Bestzeit von 11:13 fehlt da doch einiges. Und irgendwie ist es doch unfair, da einfach so hinzudürfen, wo andere sich Jahre lang abrackern und womöglich immer wieder knapp scheitern. Andererseits, die Chance bekomme ich nur einmal im Leben. Dieser Meinung war auch meine Frau Anthea und so meldete ich mich am nächsten Tag an.

Am 07.10 ging es los. Es ist schon ein langer Flug von Frankfurt über San Francisco nach Kona. In San Francisco hatte ich nur zwei Stunden Aufenthalt. Das ist schon sehr knapp, da man in der Zeit durch die Immigration und den Zoll muss. Dann muss man das Terminal wechseln und wieder durch einen Sicherheitscheck. Überall waren lange Schlangen und als ich am Gate ankam hatte das Boarding längst begonnen und ich konnte sofort in den Flieger einsteigen. In Kona angekommen merkt man gleich, dass hier alles ein bisschen entspannter zugeht. Der ganze Flugahfen ist offen. Man spürt gleich das tropische Klima, das sich jetzt am Abend doch ganz angenehm anfühlte. Noch vor der Gepäckausgabe warteten die Leute von Hannes Hawaii Tours  mit einem Lei, der traditionellen Blumenkette und Ananas. Dann gab es auch noch ein alkoholfreihes Erdinger und ein Sandwich, bevor es in einem gelben Schulbus zu den Unterkünften ging.  Dort angekommen stellte ich erst mal die Klimaanlage ab, um dann wirklich müde ins Bett zu fallen.

Da ich fast den ganzen Flug nicht geschlafen hatte, fiel es mir nicht schwer bis zum Morgen durchzuschlafen. Der Blick durch die Terrassentür zeigte mir jetzt wo ich gelandet war: Ein wunderschöner tropischer Garten, exotisches Vogelgezwitscher und das Rauschen des Meeres. Ich ging dann gleich los auf eine Entdeckungstour. Meine Unterkunft lag direkt am Alii Drive. Hier fand gerade jetzt der Path Run, ein 5/10 km Lauf statt und auf einer Mauer auf der anderen Straßenseite saß Sebastian Kienle und feuerte die Läufer an. Das ist einfach ein cooler Typ! So spazierte ich den Alii Drive runter, vorbei am LavaJava, dem Schwimmstart am Dig-Me-Beach und die Palani Road hoch zum Supermarkt um mich erst mal mit dem Nötigsten einzudecken. Am Nachmittag habe ich dann mein Fahrrad aufgebaut und eine Probefahrt gemacht.

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Am nächsten Tag ging ich dann zum ersten Mal schwimmen. Hier ist wirklich für alles gesorgt. Man kann kostenlos seinen Rucksack abgeben und es gibt ‚reef safe‘ Sonnencreme, die unschädlich für die Unterwasserwelt sein soll. Es war schon Einiges los am Dig-Me-Beach, der fast völlig überflutet war. Das Wasser ist wirklich sehr klar und man kann viele bunte Fische sehen. Auf den ersten 500 Metern sind noch viele Schwimmer unterwegs. Es wurden dann aber schnell weniger. Die Wellen stören beim Schwimmen eigentlich gar nicht, erschweren aber die Orientieren. Ist man in einem Wellental hat man keine Chance, die nächste Boje zu sehen. Man muss kurz warten, bis man wieder von einer Welle nach oben bewegt wird. Die Wellen sind sehr langgezogen, so dass wirklich einige Sekunden zwischen Wellenberg und Tal vergehen. Heute wollte ich die komplette Strecke schwimmen und war dann auf dem Weg zu letzten Boje ziemlich allein. Allerdings gibt es auf der ganzen Strecke Kanufahrer, die aufpassen, dass niemand in Seenot gerät. Auf dem Rückweg bin ich auch ein bisschen aus der Richtung gekommen, wurde aber schnell von einem freundlichen Kanuten eingefangen und wieder auf Kurs gebracht.

Am Nachmittag ging ich dann Radfahren auf den Queen-K. Highway, 30 km hoch Richtung Hawi. Wenn man seit Jahren den Ironman auf Hawaii verfolgt, dann ist es schon ein irres Gefühl hier in echt selbst zu fahren. Und es hat auch Überwindung gekostet nach 30 km umzukehren. Auf dem Rückweg bekam ich dann schon einen Vorgeschmack vom  gefürchteten Gegenwind. Es war zwar jetzt um Einiges anstrengender, aber doch noch gut zu fahren.

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Am nächsten Tag machte ich mit HHT einen Lauf über die letzten 9 km der Ironman Laufstrecke. Da auf dem Highway eine Baustelle war, wurde hier ein bisschen improvisiert und wir sind eine Strecke parallel zum Highway gelaufen. Ein Schulbus brachte uns auf die Strecke und wir durften zurück laufen. Hier merkte ich dann doch, wie heiß es hier werden kann. Im Anschluss gab es noch Tipps für den Wettkampf von Faris Al Sultan, Thomas Hellriegel und Luboš Bílek.

Am Abend kam dann meine Frau Anthea in Kona an. Für die wenigen Leute, die jetzt noch ankamen brauchten die Leute von Hannes keinen Bus mehr. Ich durfte mit zum Flughafen fahren, allerdings nur auf der Ladefläche des Pickup. Für mich war das in dem Moment der beste Platz auf der ganzen Insel.

Am Donnerstag machten wir noch einen Bootsausflug mit Schnorcheln auf der Bodyglove. Nachmittags war noch die Wettkampfbesprechung. Das war nicht so der Bringer! Der Sprecher will Fragen erst im Anschluss beantworten. Was er erzählt weiß wirklich jeder, der irgendwann mal einen Triathlon gemacht hat. Aber wirklich wichtige Dinge beantwortet er nicht: Wo zum Beispiel der Helm hinkommt. Das führte dazu, dass 80 % der Anwesenden am Schluss noch Fragen hatte und nach vorne stürmte.

Am Freitag ging es dann zum Bike Check-in. Das ist hier schon ein bisschen anders als bei anderen Triathlons. Man wird beim Bike Check-in schon fast so gefeiert, als würde man schon ins Ziel kommen. Hinter den Absperrungen stehen Leute, die Fahrradmarke, Marke der Laufräder, Helm und Sattel notieren. Dann wird das Fahrrad noch fotografiert. Das LAVA-Magazin zählt zusammen mit einigen Firmen der Triathlon-industrie sehr penibel welches Material hier zum Einsatz kommt (Kona Bike Count). Später wollen sie wohl damit angeben, dass die meisten Kona-Athleten auf ihrem Sattel gefahren sind. Dann begrüßte mich ein freundlicher Volunteer aus Finnland und ging komplett mit mir zusammen durch die Wechselzone, brachte mich mit meinem Fahrrad zu meinem Platz, zeigte mir wo ich meine Beutel hinhängen muss und gab mit gute Tips, wie ich mir den Weg zu meinen Beuteln und meinem Fahrrad gut merken kann. Er kann auch alle Fragen beantworten, die am Tag zuvor bei der Wettkampfbesprechung offen geblieben sind.

Der Wecker klingelte am Samstag morgen um 4 Uhr. Toastbrot mit Erdnussbutter und Kaffee zum Frühstück. Eine Banane und ein paar Apfel-Zimt-Scones nehme ich noch mit für später. Mit meinen Schwimmsachen und Trinkflaschen geht’s los zum Bodymarking. Alles ist hier perfekt organisiert. Danach noch Trinkflaschen zum Fahrrad bringen und nochmal aufpumpen. Nochmal Sonnencreme und Vaseline auftragen. Und dann geht’s so langsam auch schon los. Zuerst starten die Profimänner, dann die Profifrauen und dann geht’s für die Agegrouper in Richtung Schwimmstart. An der Startlinie ordne ich mich ungefähr in der Mitte, aber eher in zweiter Reihe ein.

Das Schwimmen war eine eher ruppige Angelegenheit. Das liegt überhaupt nicht an den Wellen, sondern an der großen Masse an Schwimmern, die ungefähr gleich schnell schwimmen. Der Trubel hat sich auch die ganze Strecke nicht ganz aufgelöst. Aber das Wasser ist wirklich fast so klar wie man das von Bildern so kennt.

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Der Wechsel aufs Rad lief gut und dann bin ich die ersten Kilometer durch Kona erst Mal locker gefahren und hab ein paar Leute über holen lassen. Die ersten 60 km auf dem Highway war kein Wind oder Rückenwind. Bei ca km 60 kam der Wind zum ersten Mal so richtig heftig von vorn. Da dachte ich, wenn das so bis Hawi weitergeht, uff. Da kamen mir auch schon die ersten Profis entgegen. Den Sebi habe ich erkannt und den Patrick Lange am Erdinger Anzug. Der Wind hat sich zum Glück noch mal gelegt, ist aber dann vor Hawi nochmal richtig heftig geworden. An den Verpflegungsstellen habe ich mir immer eine Flasche Wasser über den Rücken und die Beine gespritzt, um ein bisschen runter zu kühlen. Die Hitze ist schon brutal und der Wind kühlt gar nicht. Nach dem Wendepunkt ging’s dann mit Rückenwind erst mal richtig schnell. Bis dann die letzten 30 km vor Kona der Wind wieder voll von vorn kam. Hier ist mir auch noch die Kette abgesprungen und hat sich verklemmt. Ich musste kurz anhalten, konnte sie aber relativ schnell lösen. Die letzten Kilometer musste ich richtig ackern und ich habe mich dann aufs Laufen gefreut.

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Beim Anziehen der Laufschuhe hat mir ein Helfer ein gekühltes, nasses Handtuch auf die Schulter gelegt. Das war in dem Moment ein so geiles Gefühl, dass ich das bestimmt nicht mehr vergessen werde. Der Wechsel aufs Laufen lief auch gut. Ich konnte noch recht locker laufen und habe mich die ersten 10 km noch gebremst. An jeder Verpflegungsstelle jede Menge Eis und Wasser zum Kühlen genutzt und Cola und Iso zum Trinken. Dann wurde ich eine Schnecke. Es ging mir nicht schlecht. Es hat auch nichts weh getan. Ich war einfach nur langsam. Ich weiß nicht, ob mir da der Kampfgeist gefehlt hat oder ob ich einfach nicht so fit bin. Auf jeden Fall bin ich da in einem 6:30 Schnitt vor mich hingetrottelt, hab gehende Männer überholt und wurde von laufenden Frauen überholt. Ich hatte noch jede Menge Respekt vor dem Energie-Lab. Aber als ich dann am Abbiegepunkt war, ging es komischerweise eher besser. Der Weg hinunter zum Energy Lab war eine willkommene Abwechslung zum eintönigen Highway. Vor Meer her kam auch ein Wind, der vielleicht schon ein bisschen kühler anfühlte. Wahrscheinlich war das Energie-Lab auch deswegen kein so großes Problem, da es mittlerweile schon relativ spät war. Die Profis müssen hier ja am frühen Nachmittag durch. Vier Kilometer vor dem Ziel ging die Sonne unter und die letzten zwei Kilometer war es richtig dunkel. Also kein Daylight Finish. Im Ziel war dann plötzlich richtig viel los.  Viele sind kurz auf der Ziellinie stehen geblieben, um ein schönes Zielfoto zu bekommen. Mir war das in dem Moment egal. 

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Ich wurde dann von zwei Volunteers in Empfang genommen, die aufpassten, dass man nicht noch umkippt und einen bei Bedarf gleich ins Erste-Hilfe-Zelt bringen können. Da es mir aber ganz gut ging, haben sie mich schnell alleine gelassen und sich um die nächsten Finisher zu kümmern. Als Essen gab es Hamburger in Brötchen, die man bei uns als Einback bezeichnen würde, also etwas süß und Pommes. Aber überhaupt keine Soße oder Ketchup. Das trockene Zeug ging bei mir nicht runter. Zum Glück gab es auch einen Recovery-Drink mit Schokogeschmack, dazu Salzbrezeln, egal Hauptsache Kalorien.

Anthea wartete schon am Ausgang der Afterrace-Bereichs. Ich wollte dann gleich mein Fahrrad holen, was wohl ein Fehler war. Beim Bike-Checkout waren riesige Schlangen und es dauerte über eine halbe Stunde bis ich mit meinem Zeug aus der Wechselzone war. Nicht so angenehm mit einem Ironman in den Beinen.

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Dann ging’s zurück in die Unterkunft. Ich bin sogar noch mit dem Rad gefahren, was gar nicht so ungefährlich war im Dunkeln ohne Licht.

Am nächsten Tag ging es mir relativ gut. Ich konnte gleich Treppensteigen, hoch und runter ohne mich am Geländer abzustützen. Wenn ich da an meine erste Langdistanz in Roth zurückdenke: Da ging es die ersten zwei Tage nur rückwärts die Treppe runter.

Am nächsten Tag machten wir noch eine Inselrundfahrt. Obwohl wir die meiste Zeit im Bus saßen, war dies ein sehr schöner und interessanter Tag. Unser Tour-Guide Torsten hat uns während der gesamten Fahrt über Hawaii berichtet: Von seiner Entstehung als Vulkaninsel, über die Besiedelung, bis zur heutigen Zeit. Der Mann hat wirklich ein enormes Wissen über die Inseln und kann auch super erzählen.

Am nächsten Tag wollten wir noch mal an den Strand. Muss man ja auch mal machen, wenn man schon auf Hawaii ist. Bei Hannes haben wir uns ein Bodyboard ausgeliehen und am White-Sands-Beach ist es dann passiert. Ich habe mir in einer Welle mein Schlüsselbein gebrochen. Aber das erzähle ich dann in meinem nächsten Blog-Post.

 

3 Kommentare zu „Ironman World Championship Kona Hawaii

  1. Erste Sahne, Axel!! Das kaputte Schlüsselbein ist schon doof, aber ich habe deinen Bericht voll genossen.
    Den Startplatz hast du dir verdient, auch ohne Quali Zeit.

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  2. Super interessanter Bericht Axel und Respekt für Deine Leistung! Das war wohl echt ein klasse Erlebnis.
    Meine Jungs haben Dich auf der Strecke verfolgt und wir haben uns gewundert, warum Du plötzlich nicht mehr dicht hinter Thorsten Schröder warst, das war dann wohl das Malheur mit der Kette.
    Und jetzt verstehe ich auch, warum ich Dich bis dato nicht mehr beim Schwimmtraining gesehen habe, hatte mich schon gewundert.
    Ich hoffe, Du bist bald wieder fit, alles Gute und bis hoffentlich bald beim Schwimmen 😉 !!!

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    1. Danke Sandra! Ich wusste gar nicht, dass ich auf dem Rad noch dicht hinter Thorsten Schröder war. Das hätte mich beim Laufen sicher noch mal motiviert ;-). Mit dem Schwimmen muss ich noch ein paar Wochen warten. Ich hoffe mal, dass ich im Januar wieder zum Training kommen kann.

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